Komposition
Bailar en la lluvia
2010/15
„Tanzen im Regen“ - ist inspiriert vom Erleben der Monsum-Zeit in Südindien: Tag und Nacht entluden sich die Wolken ihrer Wassermassen in allen erdenklichen Facetten. Es begann mit einzelnen Tropfen, baute sich zu einer gewaltigen fast statischen Wasserwand auf, ebbte wieder ab und hinterließ eine durchtränkte tropfende Landschaft.
Sommerregen - eine herrliche Erleichterung zur Freude der Natur und der Menschen.
Das Tonmaterial basiert auf Mianki Malhar, einem Raga der Regenzeit der im Laufe des Stückes aufgeweicht bis aufgelöst wird um sich am Ende wieder zu manifestieren. Durch den angedeuteten Habanera-Rhythmus mischt sich ein Hauch von Tango hinzu...
Während das Klavier in stoischem Bordun den Hintergrund aufbaut, zaubert das Cello ein paar aufblitzende Klangfarben hinzu. Darüber entfaltet die Tabla Tarang den Raga.
Etüden für Tabla Tarang
Diese Etüden sind eine Sammlung kurzer, prägnanter Charakterstücke, anhand derer harmonische Verhältnisse, Geläufigkeit, Handsätze, Bewegungsabläufe, Sprünge und Rhythmen geübt und verinnerlicht werden können. Das Tonmaterial ist C-Moll harmonisch.
No.1 "Homage an Bach"
Auf und ab steigende Dreiklangsketten werden von einem Tonumspielungsmotiv unterbrochen, welches an das Hauptmotiv in Bachs Es-Dur-Prelude aus dem Wohltemperierten Klavier erinnert. Während es dort jedoch unruhig voran treibt, wirkt es hier eher entschleunigend. Diese harmonische Herangehensweise erfordert eine hohe Konzentration, da statt flüssigen Läufen durchweg wechselnde Trommeln übersprungen werden.
No.2 "Gallopp"
Der beschwingte 12/8-Takt wird in Dreier-Einheiten untergliedert, wobei der zweite Ton meist repetiert wird. Die da heraus gewonnene Zeit und passende Handsätze ermöglichen einen Fokus auf die Temposteigerung.
No.3 "Fugato"
Das dreitaktige Thema wird in verschiedenen Tonlagen vorgestellt und taucht im weiteren Verlauf als Strukturgebendes Element teils verkürzt immer wieder auf. Die Durchführung entwickelt sich von einfachen Läufen bis hin zu großen Sprüngen, wodurch ein großer Spannungsbogen aufgebaut wird, der sich erst am Ende wieder beruhigt.
No.4 "Swing"
Sein frech-fröhliches rhythmisches Grundmotiv durchzieht das ganze Stück. Schwungvoll bewegt es sich in unterschiedlichen Dynamiken und Richtungen durch alle Register.
No.5 "Dialog"
Basierend auf dem Wechselspiel zwischen hohem und tiefen Register der Taranga werden Oktavsprünge genutzt um die Motive dialogisch aufzuspalten. Die großen Abstände erfordern eine starke Torsion und sind eine koordinative Herausforderung für den Spieler.
Tabla Tarang im Dialog - Trio Rag Kirvani
Der Zyklus "Trio Rag Kirvani" für Tabla Tarang, Flöte und Violoncello setzt sich aus sechs teils direkt ineinander übergehenden Sätzen zusammen und enthält Elemente der nordindischen und europäischen klassischen und zeitgenössischen Musik, wobei die letzten Stücke traditionell durch Tanpura und Tabla ergänzt werden.
1. "Sa ist C" eröffnet den Zyklus monochrom auf dem gemeinsamen Grundton. Es beginnt sehr leise aus dem Nichts und entfaltet starke dynamische Kontraste. Hierfür verwende ich auf allen drei Instrumenten von mir systematisierte Geräusche und Klänge.
2. "Tanpura-Bordun" ist eine Hommage an das Begleitinstrument Tanpura, das permanent Grundton und Quinte mit einem changierenden Obertonspektrum erzeugt, die Bezugspunkte aller Töne des Raga sind. Die Tanpura bildet das klangliche Fundament jeder klassischen indischen Musikdarbietung und wird hier durch die drei Soloinstrumente in einem polyrhythmischen Geflecht aus Soli und Begleitungen imitiert.
3. Im "Alap" werden die Töne des Rag Kirvani und ihre Beziehungen zueinander und zum Quintbordun der Tanpura entwickelt. In dem vorliegenden Stück wechseln die drei Instrumente zwischen Solostimme, Kommentator und Grundtonbegleitung.
4. Im langsamen Vilambitgat kommt der rhythmisierte Tala-Zyklus hinzu und die Tabla setzt ein. Auf der Basis einer wiederkehrenden Komposition entstehen Variationen und längere Improvisationen, welche mit einem Tihai, einer dreifach-Phrase auf dem ersten Schlag des Tala enden. In meiner Komposition setzen die vier Stimmen um vier Schläge versetzt, wie in einem Kanon ein. Unter Berücksichtigung des Tintal laufen sie mit unterschiedlichen Verläufen weiter, wobei der gemeinsame Gat neben diversen Floskeln und Tonfolgen den Zusammenhang schafft. Eine solche Form der Polyphonie ist unüblich in der vorwiegend einstimmigen indischen Musikpraxis und lässt beim Hören je nach Fokus auf das eine oder andere Instrument, eine ganz individuelle Synthese der simultanen Melodien entstehen.
5. Der schnelle Drutgat im vierfachen Tempo räumt den drei Melodie-Instrumenten abwechselnd virtuose Soli ein, mündet im Sawal-Jawaab, einem Frage-Antwort-Spiel und endet in der etwas schräg anmutenden Gleichzeitigkeit der drei Gat-Melodien, wozu sich auch die Tabla endlich in einem virtuosen Solo entladen kann.
6. Im Schlusssatz Djala-Finale wird das Tempo erneut angezogen und somit zum formgebenden Element. Die einstimmigen Unisono-Phrasen werden in ihrer Wiederholung mehrstimmig harmonisiert, was ein Changieren zwischen klassischer indischer und europäischer Musik erzeugt.
Fugato
Dieses Stück entstand zunächst für Tabla Tarang Solo und orientierte sich locker an einer barocke Ricercata. Anschließend kam die Gegenstimme des Violoncellos dazu und vervollständigt die thematische Verflechtung und Verarbeitung des dreitaktigen Grundthemas. Das Stück kann mit unterschiedlichen Instrumenten aufgeführt werden, wobei der Tonraum der Oberstimme durch den Ambitus meiner Taranga determiniert wurde.
Sonate per due violoncelli, Allegro
Dieser Kopfsatz ist stilistisch an die Frühklassik angelehnt, hat aber keine Anspruch den damaligen Regeln vollständig zu entsprechen.
Zwei nahezu gleichberechtigte Stimmen führen abwechselnd, verlaufen parallel und begleiten sich gegenseitig. Das rhythmisch lebendige Thema wird kaum aufgeweicht und erhält lediglich durch den harmonischen Dur-Moll-Wechsel unterschiedlichen Farbschattierungen.
Vals de Folia
Eine Variationskette über das berühmte spanische Folia-Thema im durchgehend schnellen Tempo des Tangovals. Inspiriert von den vielen barocken Vorlagen wird eine Spannung zwischen den beiden Melodieinstrumenten aufgebaut. Die Oberstimme kann Wahlweise von einem Cello, einer Flöte oder anderem Melodieinstrument gespielt werden.
Hora Fantasma
Die Stunde der Geister wird mit schaurigem Zittern eingeläutet, und baut sich zu einem etwas schrägen Tango mit chromatischen Nuancen auf. Zwischen einer klaren Melodie- und Bassstimme spielen die beiden mittleren Celli mit unterschiedlichen Klangfarben, laufen abwechselnd parallel oder setzen Kontraste. Zum Abschluss wird das Eingangsmotiv wieder aufgegriffen, womit der Spuk verebbt.
Indira Tango
Für indische und europäische Instrumente beginnt und endet es mit dem Trio aus Klavier und zwei Celli, zu denen sich im Mittelteil Tabla Tarang, Sitar und Flöte mischen. Das von der Sitar eingeführte Hauptmotiv wandert durch die Instrumente und wird in wechselnder Besetzung begleitet. Die Herausforderung an die Interpreten besteht in der optimalen Kombination der Klangfarben und Dynamiken dieser sehr unterschiedlichen Instrumente.
Fugación de Tango
Die Tabla Tarang beginnt mit einem klar strukturierten Thema, welches vom Violoncello und anschließend von der Violine übernommen wird, wärend die Vorreiter in Begleitstimmen übergehen. Im Verlauf übernimmt die Violine die Führung, geht ins Wechselspiel mit der Taranga, die in Läufen begleitet, auf dem Teppich von tremolierten Oktaven im Violoncello. Nach einem rhythmischen und dynamischen Höhepunkt, der vor allem dem Tarangaspieler durch Sprünge in Oktavparallelen körperlich einiges abverlangt, wird das Eingangsthema am Ende wiederholt und zunehmend verkürzt.